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Erzählungen aus der Sicht von Mama Amira

Tag 1

Was für ein Tag! Ich war schon in der Früh so unruhig und dann noch diese Bauchschmerzen! Zum Glück durfte ich im Haus bleiben, Caesar hat draußen warten müssen. Am Nachmittag ist es dann richtig losgegangen! Und um 15:54 hat mein erstes Baby das Licht der Welt erblickt. Ich wusste gleich, was zu tun ist: Nabelschnur durchbeißen, sauber schlecken,…

Das zweite Kind war um 16:37 da, und das dritte dann um 17:29. Da war ich dann auch fürs erste erledigt und wollte nur noch meine Ruhe. Caesar hab ich allerdings vorher schon noch erzählen müssen, was tagsüber so los war, dann hab ich nur mehr mit meinen Babys gekuschelt und ein wenig ausgeruht (so gut das eben möglich war…)

Tag 2

Nach einer kleinen Stärkung am frühen Morgen durfte ich mich heute ganz meinen Kindern widmen, für die Besucherbetreuung war ganz allein Caesar zuständig. Ich muss schon sagen, als junge Mutter ist man ganz schön gefordert!

Tag 5

Irgendwas stimmt nicht ganz, meine Kinder waren heute sehr müde und wollten sich auch nicht richtig bewegen. Zum Glück haben die Menschen aufgepasst und sich das gleich näher angeschaut. Dass sie dann zwei gleich mitgenommen haben, hab ich nicht so toll gefunden. Am Abend hab ich sie aber wieder bekommen, da waren sie schön aufgewärmt und es ging ihnen wieder besser.

Tag 6

Anscheinend habe ich nicht genug Milch für meine Kleinen, meine Mama hat mir mal erzählt, dass das bei ihr auch so war als sie mich bekommen hat. Jetzt sind alle ganz schön gefordert, heute Nacht waren alle drei Stunden Leute da um den Kleinen mit der Spritze Milch zu geben, an Nachtruhe war da nicht mehr zu denken! Wie soll ich mich da nur erholen können…

Tag 7

Mir ist das ja nicht so ganz recht, dass ich meine Kinder immer wieder alleine lassen muss, aber wenn ich im Kinderzimmer bleibe, wollen die Menschen nicht rein. Dann geh ich eben notgedrungen ins Nebenzimmer und lass sie mal machen…
Meine Kinder bekommen ihre Milch jetzt aus dem Fläschchen, aber nur winzige Mengen, grad mal zwei Esslöffel voll pro Nase!

Tag 11

Inzwischen sind die drei größer und stärker geworden, sie haben schon 1600 Gramm! Jetzt dürfen sie auch etwas mehr Milch trinken, aber immer nur in kleinen Portionen, 8 Mal am Tag (und in der Nacht).
Und nachdem so viele Leute helfen, meine Kleinen zu versorgen, hat ihnen der Herr Doktor individuelle Merkmale verpasst: bei jedem ist an einer anderen Stelle das Fell etwas gekürzt. Ich brauche das ja nicht, ich erkenne natürlich auch so, wen ich grad säubere…

Tag 13

Also dieser Tierarzt, jetzt hat er die Kleinen auch noch gechipt! Ich verstehe ja, dass sie identifizierbar sein müssen, aber sie sind ja noch so klein. Na gut, andererseits würden sie sich das in ein paar Wochen wahrscheinlich nicht mehr ganz so widerspruchslos gefallen lassen!

Tag 18

Endlich haben sie es kapiert, dass man auch als Mutter seinen Schönheitsschlaf braucht! Von Mitternacht bis 7 Uhr am Morgen Nachtruhe, da geht man gleich besser gelaunt in den Tag. Die Kleinen allerdings hatten ganz schön Hunger, aber nach zwei Fläschchen waren sie doch wieder satt und im Tiefschlaf.

Tag 20

Inzwischen habe ich mich ja schon dran gewöhnt, dass alle möglichen Menschen zu uns ins Haus kommen, aber so ein Auflauf wie heute Morgen war mir schon fast zu viel. Aber angeblich kann man jetzt auf der neu installierten Kamera viel besser erkennen, wen ich grad abschlecke oder woanders hin trage, dann will ich das mal so lassen…

Tag 21

Hoppla, meine Kinder leiden unter Haarausfall! Vielleicht hab ich ihnen zu heftig das Bäuchlein abgeschleckt?! Aber sie brauchen doch die Massage und noch vorsichtiger kann ich beim Schlecken auch nicht mehr sein…

Tag 22

Heute habe ich meine Pfleger ein wenig zappeln lassen, die haben doch glatt geglaubt, sie könnten mich mit einem billigen Trick nach nebenan locken, aber auf die Schachtel, die an der Schnur bewegt wird, bin ich nur einmal reingefallen. Aber bevor sie frustriert sind, will ich mal mitspielen…
Die Kinder haben inzwischen ordentlich an Gewicht zugelegt und wiegen fast 3kg. Schon noch ein weiter Weg bis zu den 185kg die Caesar derzeit auf die Waage bringt!

Tag 23

Jetzt werden meine Babys auch noch mit Kamillentee gewaschen, als ob meine Zunge nicht reichen würde. Aber sie haben irgendwas von Hautpflege gesagt, dann will ich mal nicht so sein, ich hoffe nur, ich gewöhne mich auch noch an den Geruch. Notfalls muss ich mich halt ein Stückchen entfernt zum Schlafen hinlegen.

Tag 30

Langsam werden sie mobiler, die Jungs, zeitweise muss ich dann schon ein wenig fester zupacken, damit ich meine Ruhe hab. Aber wenn die Kleinen maunzen, lass ich schnell wieder los. Sie sind halt noch so klein, und schließlich sind sie auch meine ersten Kinder, da kann man doch nicht gleich alles richtig machen!

Tag 33

Ein großer Tag für die Kleinen: die erste feste Nahrung! Ein Teelöffel voll feinstes Babykatzen-Futter, zuerst wollten sie ja nicht so recht, aber bevor der Bruder alles wegmampft, verdrängt man den lieber und frisst selbst. Ich fürchte, bald hab ich gar keine Ruhe mehr bei ihnen im Kinderzimmer so wie sie jetzt schon herum marschieren!

Ja und nach dem Fressen waren die Tierpfleger ganz aus dem Häuschen, weil sich zwei von den Kleinen hingehockt und ein Häufchen gemacht haben...

Tag 35

So eine Aufregung! Zuerst waren Fotografen da und haben jede Menge Fotos von den Jungs gemacht (die Drei haben nämlich heute offiziell ihre Namen bekommen), dann kamen noch jede Menge andere Menschen zu den Kleinen (und alle wollten ein Foto mit ihnen haben) und ganz zum Schluss war dann auch noch einer von meinen Patenonkels da. Nur wollte der heute gar nicht zu mir (da war ich fast ein wenig beleidigt), sondern zu Spartacus. Der war natürlich sehr aufgeregt und da ist ihm leider ein kleines Malheur passiert, aber nichts, was sich mit etwas warmem Wasser nicht wieder aus dem weißen Hemd herauswaschen hätte lassen… Danach waren die Kleinen allerdings völlig K.O. und wollten nur noch schlafen! Also jeden Tag müssen wir das nicht haben!

Tag 42

Maximus und Spartacus haben inzwischen die 4 kg-Marke geknackt, nur Tiberius ist noch ein wenig hinten nach. Aber bei dem Appetit, den er jetzt an den Tag legt, ist das auch nur noch eine Frage von Tagen. Außerdem sind sie jetzt draufgekommen, dass miteinander spielen ziemlich viel Spaß macht. Am liebsten aber sind den Kleinen die Hände ihrer Betreuer in den blauen Handschuhen, da kann man herrlich reinbeißen und dran zerren! Und noch finden das die Menschen ja ganz lustig, aber wartet nur einmal, wie es in ein paar Wochen ausschaut wenn der kleine Löwe zubeißt…

Tag 47

Was war das nur für ein Jahr! Caesar ist inzwischen richtig groß und erwachsen und aus seiner Irokesenfrisur ist eine gewaltige Mähne geworden. Ich bin ja eine Löwin wie aus dem Bilderbuch und, im Vertrauen gesagt, in den Caesar immer noch verliebt wie am ersten Tag… Und als Krönung sind wir dann auch noch Eltern geworden, mit etwas Hilfe unserer Betreuer entwickeln sich Tiberius, Maximus und Spartacus auch bestens, mal sehen, was das neue Jahr so alles bringen wird!

Tag 49

Tag 2 des neuen  Jahres und hoffentlich hat die Silvesterknallerei jetzt endlich ein Ende, bei uns im Haus hört man es ja nicht so laut, aber die Jungs hat das trotzdem ganz schön unruhig gemacht. Allerdings hatten unsere Betreuer das richtige Rezept dafür: eine Runde Bauch kraulen und noch einen Löffel Katzenfutter mehr… Aus Spartacus wird wohl einmal ein richtiger Rabauke werden, heute hat er Maximus (der es lieber etwas gemütlicher hat) ganz ordentlich gezwickt. Und bei Tiberius bin ich mir noch nicht sicher, in welche Richtung das mal gehen wird, aber ich befürchte fast, der wird sich das Benehmen von Spartacus zum Vorbild nehmen und dann geht es im Löwenhaus richtig rund!

Tag 53

Also heute früh war ich richtig froh, dass unsere Betreuer gekommen sind. Caesar hat heute Nacht seinen ganzen Raum parfümiert, den Kindern und mir haben schon ordentlich die Augen getränt! Frischluft bitte! Aber statt nach dem Füttern zu gehen und uns in Ruhe zu lassen, geht das Ganze schon wieder los: bohren, schrauben, umbauen… was haben die Menschen denn jetzt wieder vor?

Oh, wir dürfen umziehen! Raus aus der Wurfbox, rein ins große Schaugehege. Endlich kann ich wieder aus dem Fenster schauen und seh morgens die Sonne aufgehen - das ist schon toll. Die Kleinen haben erst geschaut! Am Anfang haben sie sich ja gefürchtet, dann waren sie wegen der großen Aufregung zuerst sehr hungrig und dann sehr müde. Aber das macht voll Spaß, jetzt wieder mehr vom Leben drumherum mitzubekommen!

Tag 55

Hoppla, daran hatte ich ja gar nicht gedacht: durch das Fenster kann ja nicht nur ich rausschauen, da können die Besucher ja auch reinsehen! Da habe ich mich gleich zur Scheibe gelegt und den Kleinen gesagt, sie sollen im Hintergrund bleiben. Jetzt muss ich halt gut aufpassen, dass sich die Besucher draußen auch richtig verhalten: nicht an die Scheibe klopfen (das nervt!!!!) und nur Fotos ohne Blitz machen (das blendet sonst ganz schlimm!!!). Mit Hunden bitte etwas von mir (und den Kindern) weg bleiben, sonst muss ich mich aufregen!

Die Jungs machen das aber ganz richtig: wenn es ihnen zu viel wird, kraxeln sie über die Bretter nach hinten und sind außer Sicht!

Tag 57

Psst: Mama ist grad im anderen Raum, jetzt haben wir uns ihr Tagebuch geschnappt! Was die da wohl alles reinschreibt? Wenn wir das nur lesen könnten… Zuerst haben wir überlegt, daraus Papierschnitzel zu machen, wir spielen nämlich total gern mit Papier und Karton. Aber wenn wir das machen, wird sie vielleicht böse und dann brüllt sie wieder so herum, dass das ganze Haus wackelt. Da kann man sich nur die Ohren zuhalten. Oft brüllt dann der Papa auch mit, der ist erst laut! Ob wir das auch einmal können? Wir üben jedenfalls schon.

Ach, da kommen unsere Ersatzmamas. Jetzt gibt’s was zu fressen, dann wird eine Runde gespielt und dann sind wir wieder furchtbar müde und schlafen erst mal - wachsen ist einfach anstrengend!

Tag 60

Jetzt sind die Kinder schon 2 Monate alt, die Zeit vergeht sooo schnell! Wenn man gut aufpasst, kann man schon erkennen, dass jeder von ihnen ganz besonders ist. Spartacus hat mir ja zuerst am meisten Sorgen gemacht, der war der Kleinste. Aber jetzt wächst er den anderen davon, frisst seine Schüssel immer als Erster leer und kann schon ganz schön grollen, wenn er seine Ruhe haben möchte. Tiberius dagegen lässt sich leicht ablenken. Wenn er etwas Interessantes bemerkt, lässt er seine Schüssel stehen und macht sich auf Entdeckungsreise. Und Maximus? Der ist ein richtiger Gauner, zupft und zerrt an allem (unsere Tierpfleger werden bald alle neue Poloshirts brauchen). Manchmal zwickt er schon kräftig. Auch meine schöne schwarze Schwanzspitze ist nicht mehr vor ihm sicher…

Tag 61

Also eigentlich bin doch ich die schönste Löwin von allen, und trotzdem wollen alle nur noch meine Jungen filmen. Wenn die Kleinen nicht meine Kinder wären, könnte man glatt eifersüchtig werden. Vor 2 Tagen hatten wir Besuch vom ORF, heute war Servus TV da und wer weiß, was morgen kommt. Das ist aber auch ganz schön anstrengend für die Jungs. Wenn die Fernseh-Leute wieder weg sind, sind sie immer total erledigt, dann wollen sie nur mehr schlafen.

Tag 64

Bald werde ich auch richtig mitspielen können. Bis jetzt haben sich die Kleinen immer beschwert, wenn ich sie gezwickt oder mit der Pfote angeschubst habe. Aber schön langsam werden den Tierpflegern die Spielereien mit den Jungs zu wild. Vor allem Maximus beißt und zwickt schon ganz ordentlich, ich habe schon einige über blaue Flecken jammern hören... Da muss ich wohl erzieherisch tätig werden, denn wenn sie von mir zur Ordnung gerufen werden, sitzen die Kleinen gleich einmal brav vor mir und benehmen sich (nur wie lange lässt sich nicht vorhersagen…).

Tag 72

Den Tag habe ich kommen sehen: bald bin ich auch auf meiner Plattform nicht mehr vor den Kindern sicher. Heute Morgen ist Tiberius doch glatt auf die Balken geklettert (wer hätte das gedacht, wo er doch der Kleinste ist!). Aber als Mutter muss man sich doch Freiräume bewahren und so hab ich ihn kurzerhand wieder runter geschupft. Hilft nur leider nichts, ein paar Minuten später war er schon wieder da…

Tag 74

Heute hat sich unser Tierarzt mal wieder sehr beliebt gemacht bei den Kleinen: sie haben ihre zweite Teilimpfung gegen alle möglichen Katzenkrankheiten bekommen. Und das geht natürlich nicht ohne jede Menge Fauchen, Knurren und Grollen, da zeigen sie schon so richtig ihr Löwentemperament!

Tag 82

Vorgestern war Besuch da und hat für die Jungs tolle neue Spielsachen gebracht! Das musste dann natürlich gleich ausprobiert und getestet werden: reinbeißen, herumwerfen, zu zweit dran zerren – also die Sachen müssen schon was aushalten! Ich darf das ja gar nicht in die Pfoten bekommen, meinen Löwenkräften ist das stärkste Hundespielzeug nicht gewachsen. Aber auch die Jungs sind ganz gut im Kaputtspielen: heute musste das Lieblingsstück, ein blauer Elefant, schon aus dem Verkehr gezogen werde, da kam aus einigen Löchern schon die Füllung raus…

Tag 85

Da geht mir als Löwenmama das Herz auf! Heute nach der Mittagsfütterung haben die Jungs und ich gut geschlafen (so eine Mahlzeit muss schließlich gut verdaut werden). Ich hab dann vorne an der Scheibe weitergedöst, während die Kleinen schon miteinander gespielt haben. Und dann ist doch glatt der Maximus zu mir gekommen und hat mir vor allen Besuchern ein dickes Löwenbussi gegeben und anschließend noch ganz zärtlich über die Wange geschleckt… ich glaube, ich habe alle Mamas vor der Scheibe seufzen gehört…

Tag 89

Immer wenn man denkt, dass man sich auf die Tierpfleger eingestellt hat, ändern sie wieder irgendwas. Jetzt sind sie wohl der Meinung, dass die Jungs und ich mehr Nachtruhe benötigen. Ich glaube aber, am meisten hat sich Caesar gefreut, dass er jetzt nicht mehr spätabends aus dem schönsten Schlaf aufstehen, mit kleinen Augen und verstrubbelter Mähne nach draußen geschickt wird und dort warten muss, bis die Jungs mit ihrer Mahlzeit fertig sind…

Tag 93

Tiberius kann manchmal ganz schön eigensinnig sein! Heute Morgen hat er doch komplett das Futter verweigert, irgendetwas hat ihm einfach nicht gepasst. Dann ist er auf die Balken geklettert und hat nur mehr gefaucht und gegrollt. Da muss man ihn einfach in Ruhe lassen. Am Abend war der Appetit dann übrigens wieder bestens!

Tag 97

Heute war wieder die nicht sehr beliebte Waage dran, da sind die Jungs immer ein wenig misstrauisch. Aber letztendlich haben sie ihr Gewicht doch preisgegeben: zwischen 11 und 13 kg sind sie jetzt schwer. Damit haben sie ihr Geburtsgewicht ungefähr verzehnfacht! Spartacus tut man sich mit dem Rechnen immer leicht, er hat nämlich bisher für jede Lebenswoche ein Kilogramm zugelegt…

Tag 100

Der Maximus lässt sich doch immer wieder etwas Neues einfallen: Heute Nachmittag nach der Fütterung kommt er zu mir und schleckt mir die Pfoten ab, das hat er vorher noch nie gemacht. Dann bin ich draufgekommen, warum der Gauner das getan hat: zwischen meinen Krallen war noch etwas Fleisch von meinem Mittagessen und das hat er herausgeschleckt. Bis jetzt hat ihn (und die anderen) das nicht sonderlich interessiert, aber anscheinend möchten sie ab jetzt gerne etwas anders ernährt werden?!

Tag 104

Noch spielen die Muskeln zum Glück nicht mit, aber Tiberius hat heute schon den ersten Versuch unternommen, zu mir auf die hohe Liegefläche zu klettern. Das geht gar nicht! Also hab ich ihn einfach runtergeschupft. Man muss sich als Mutter einfach den Freiraum bewahren! Auf die Balken klettern jetzt ja schon alle drei recht flott, da fühlen sie sich sicher, besonders wenn die „bösen“ Tierpfleger wieder mit Besen und Schaufel anrücken.

Tag 108

Meine drei Burschen machen es den Tierpflegern auch nicht leicht: wenn ich vor der Fütterung in den Nebenraum sause, funktioniert das meistens, ohne dass einer von den Jungs mit rüber rennt. Wenn ich dann allerdings nach der Fütterung wieder zu den Jungs will, sind die meistens schneller im Nebenraum als ich im Schauraum. Da heißt es dann Geduld haben, denn wenn etwas rumliegt, was zum Spielen taugt (wie vielleicht ein Rest Karton), kann es schon einige Zeit dauern, bis sie sich überreden lassen, zu mir zu gehen.

Tag 110

Morgens gibt es ab heute das Projekt: Lerne deinen Papa kennen! Wenn wir in der Früh alle mit Futter versorgt sind, bleibt zwischen Caesar draußen und uns im Innenraum nur mehr der Gitterschuber zu. So können die Jungs gefahrlos schon mal Kontakt mit ihrem Papa aufnehmen und auch Caesar kann sich die Kleinen so richtig anschauen. Der Tiberius ist gleich auf dem Gitterschuber ein Stück raufgeklettert, um besser sehen zu können, alle drei konnten gar nicht genug vom Schauen kriegen. Aber nach einer halben Stunde waren sie dann richtig erschöpft und haben erst mal ausrasten müssen. Der Caesar ist ganz ruhig geblieben, ich freue mich schon auf den Tag, wenn ich endlich wieder zu ihm kann!

Tag 113

Endlich Fleisch! Nachdem die Kleinen jetzt immer schon an den Fleischresten genascht haben, die nach meiner Fütterung übriggeblieben sind, haben sich die Pfleger endlich erbarmt und den Jungs ihre erste Fleischmahlzeit zukommen lassen. 200 Gramm bestes Rindfleisch pro Nase, klein geschnitten und was soll ich sagen: die Jungs haben reingehaut als hätten sie nie was anderes bekommen. Spartacus hat seinen Napf als Erster geleert, dann ist er nachschauen gegangen, ob er den anderen helfen soll, aber die haben das auch ganz gut allein geschafft. Damit die Futterumstellung aber nicht zu schnell geht, gibt es morgens und abends immer noch das Spezial-Katzenfutter, am Nachmittag dann Fleisch.

Tag 119

War das gestern ein aufregender Tag für die Jungs! Nachdem es so schön sonnig war, durften sie am Nachmittag zum ersten Mal raus in den Vorabsperrer (mit dem Freigehege müssen sie noch ein wenig warten). Caesar war draußen im Gehege und hat alles ganz aufmerksam beobachtet. Ich bin natürlich gleich raus (ehrlich gesagt habe ich gehofft, dass ich zu Caesar darf, aber auch ich musste im Vorabsperrer bleiben). Der erste bei mir draußen war Tiberius, der hat sich schon einmal umgeschaut, Spartacus und Maximus haben sich etwas mehr Zeit gelassen. Aber dann sind sie draufgekommen, dass es richtig Spaß macht, in der warmen Sonne zu liegen und haben das voll genossen!

Tag 125

Inzwischen sind die Jungs schon richtig routiniert, laufen durch die Schuber raus und rein wie es ihnen Spaß macht. Zwischendurch wird in der Sonne geschlafen und nach dem Nickerchen dann wieder gespielt. Leider auch mit mir! Ehrlich gesagt ist das nicht mehr ganz so lustig, wenn da drei so 18 kg-Brocken auf einem drauf hängen! Da muss man als Mutter auch einmal durchgreifen und die Kinder in die Schranken weisen. Aber wenn Mama ärgern halt gar so lustig ist…

Tag 138

Ich glaube, lange werden sich die Tierpfleger mit den Jungs nicht mehr in einem Raum aufhalten wollen, heute sind sie ihnen nämlich bis in den Tierpflegerraum gefolgt um dafür zu sorgen, dass die Näpfe noch einmal randvoll gefüllt werden (klar, die frische Luft draußen macht hungrig!). Nach dem Fressen sind die Drei aber immer noch kleine Katzen und gaaaaaanz lieb und müde und legen ein ausgiebiges Verdauungsschläfchen ein.

Tag 146

Heute habe ich mich einmal wieder wiegen lassen (immer mag man es als Frau ja nicht, wenn man sein Gewicht preisgeben soll, aber diese eine Tierpflegerin kann echt hartnäckig sein und sie weiß auch ganz genau, womit sie mich auf die Waage locken kann…), aber schlanke 105kg können sich für eine stolze Löwenmama schon sehen lassen. Die Kinder gehen auch schon auf die große Waage, und nachdem die für alle drei ein Gewicht über 20kg angezeigt hat, startet jetzt das nächste große Abenteuer: das Freigehege!

Tag 147

So richtig hinausgetraut haben sie sich gestern zuerst ja nicht, aber als der erste Schritt auf den grünen unbekannten Bodenbelag einmal getan war, waren die Burschen kaum noch zu bremsen. Alles musste untersucht werden, neue Gerüche, neue Geräusche, soviel zu sehen und zu erkunden. Erstmals auf die Felsen geklettert (und runtergepurzelt), erstmals um den Hügel herumgelaufen (dabei die Mama und die Brüder aus den Augen verloren und laut nach ihnen rufen müssen), und am Abend erstmals wieder den Weg zurück ins Haus finden. Da mussten die Tierpfleger alle Überredungskünste aufbringen, die sie nur hatten (draußen bleiben war einfach zu verlockend). Erst nach zwei Stunden war es geschafft und auch Maximus wieder sicher im Haus!

Tag 149

Während alle Menschen heute sehr nervös waren, habe ich genau gewusst, was ich zu tun habe. Die Jungs und ich durften in der Früh ganz normal raus, und dann ist am Vormittag auch für Caesar der Schuber nach draußen aufgegangen. Der war zuerst sehr skeptisch (kein Wunder, nachdem so viele Leute da waren), aber ich bin einfach rein zu ihm, hab ihn beruhigt und konnte ihn schließlich nach einer halben Stunde doch überreden, zu mir und den Kindern ins Freigehege zu kommen. So wie ich es ihnen erklärt habe, haben sich die Jungs ihrem Papa ganz vorsichtig genähert, ihn kurz beschnuppert und haben ihn dann wieder in Ruhe gelassen. Ich war ja ein bisschen hin und her gerissen: einerseits wollte ich nach der langen Zeit einfach nur bei Caesar sein, andererseits musste ich aber natürlich auf meine drei Söhne schauen und die ganze Geschichte gut im Auge behalten. Ich glaube, ich habe das super hingekriegt, die Zoologische Leitung war jedenfalls ganz begeistert von mir!

Am Abend sind wir alle gemeinsam ins Haus, die Jungs auch ganz von selbst, haben ihr Abendessen verputzt (Caesar und ich auch) und dann haben wir alle fünf noch einen netten und gemütlichen Abend im Vorabsperrer verbracht. Mir ist es irgendwann zu kalt geworden und ich bin ins Haus, die Jungs haben aber beschlossen, dass sie mit ihrem Papa noch im Freien bleiben. So konnte ich zum ersten Mal seit Monaten ein Nickerchen machen, ohne auf die Jungs achten zu müssen. So wie es sein soll, orientieren sie sich jetzt auch an ihrem Papa und beginnen, sich von ihrer Mama etwas abzunabeln.

Damit ist auch die Zeit gekommen, mein Löwentagebuch zu schließen und den Stift zur Seite legen!

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