Nachdem das Tierpflegerteam in der Tierwelt Herberstein immer ein waches Auge auf ihre tierischen Schützlinge haben, kann sich unser Zootierarzt Dr. Reinhard Pichler über Abwechslung in seinem Arbeitsalltag nicht beklagen. Seine tierischen Patienten werden mit den verschiedensten Symptomen und Wehwehchen bei ihm vorstellig. Und nachdem Wildtiere sehr gut darin sind, allfällige gesundheitliche Probleme gut zu verstecken, ist eine Diagnose oftmals nicht leicht.
Aber nicht nur Krankheiten müssen behandelt werden, auch vorbeugende Maßnahmen sind zu treffen. Und dazu gehört auch der Bereich der Geburtenkontrolle. Denn obwohl Geburten zweifellos zu den schönsten Ereignissen im Zooleben gehören (nicht nur für das Tier selbst, sondern auch für Betreuer und Zoobesucher), so ist in manchen Fällen trotzdem eine Regelung der Geburtenrate angesagt. Und dabei macht man sich auch beim Tier die Humanmedizin zunutze. In manchen Fällen ist es die Pille, aber in anderen auch ein Hormonstift, der zum Einsatz kommt.
Der Waschbär (Procyon lotor) stammt ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika und wurde zum Zweck der Haltung in Pelztierfarmen auch nach Europa eingeführt. Einige Tiere entkamen aus diesen Farmen und konnten sich in freier Wildbahn vermehren, andere wurden ganz bewusst ausgesetzt. Als nicht heimische Art stellen die Kleinbären allerdings eine Bedrohung für viele einheimische Kleinsäuger und Vögel dar.
Der Wolf (Canis lupus) war einst das am weitesten verbreitete Säugetier, fast die gesamte nördliche Hemisphäre war von mehr als 40 Wolfs-Unterarten bewohnt. Vor allem durch Bejagung ist der Bestand drastisch geschrumpft, von den vielen Unterarten sind heute nur noch 9 übriggeblieben. Auch in Österreich war der Wolf über 100 Jahre lang ausgerottet, seit etwa 20 Jahren erobert er langsam seinen Lebensraum zurück.
Der Mandrill (Mandrillus sphinx) ist die größte Pavianart der Erde. Ursprünglich in den Regenwäldern im Westen Zentralafrikas beheimatet, geht der Bestand in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurück. Die Gründe dafür: Zerstörung der Wälder durch Abholzung und Straßenbau, Erschließung von Bodenrohstoffen, Bejagung zur Fleischgewinnung und der Klimawandel.
Zur Erhaltung der Art wurden in Afrika Schutzgebiete geschaffen, trotzdem sinkt der Bestand immer weiter. Auch die europäischen Zoos tragen zur Arterhaltung bei, so gibt es ein europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das vom Zoologisch-botanischen Garten Budapest geführt wird. Ziel des Programms ist es, in Zoos stabile und vor allem genetisch gesunde Populationen zu erhalten, die – sollte sich die Situation in freier Wildbahn bessern – auch ausgewildert werden könnten.
Im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes für das Hartmann-Bergzebra wechselt unser junger Zebrahengst Akuma in den Zoo von Rostock in Deutschland. Zu den Reisevorbereitungen gehört ein gründlicher Gesundheitscheck durch den Tierarzt, inklusive Blutabnahme und diversen anderen, vom Empfängerzoo gewünschten Untersuchungen.
Oft können diese Untersuchungen im Rahmen der Narkose vor dem Transport durchgeführt werden, die genommenen Blutproben werden dann mit dem Tier an den Empfängerzoo mitgeschickt. Bei manchen Untersuchungen müssen allerdings die Ergebnisse vor dem Transporttag vorliegen und an den neuen Heimatzoo übermittelt werden.
Der Vielfraß (Gulo gulo) war einst auch in Österreich heimisch, nach der letzten Eiszeit hat sich die Art allerdings in den Norden zurückgezogen, sein Verbreitungsgebiet liegt heute rund um den Polarkreis. Im Norden Europas geht in freier Wildbahn der Bestand in den letzten Jahren leider kontinuierlich zurück. Umso wichtiger ist die Erhaltung der Art in Zoos, er wird daher in einem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm geführt (EEP-Koordinatorin Eva Andersson, Nordens Ark, Schweden). Seit Juli 2016 sind Vielfraße in der Tierwelt Herberstein heimisch, damals zogen mit Weibchen Sunna (aus dem Skansen Zoo in Stockholm) und Männchen Malcolm (aus dem Tierpark Nordens Ark) zwei einjährige Tiere aus Schweden zu uns.